Runder Tisch am 10. Oktober 09
Am Ulmer „Tag des Dialogs“ trafen sich mehrere Leute gleichzeitig an diversen Orten in der Stadt , um sich über das Thema „Zusammenleben in Ulm“ auszutauschen. Ich moderierte die Dialoge an einem Tisch mit 10 Personen in meinem Stadtteil Wiblingen, ein Vorort, in dem Einheimische und Migranten verschiedenster Herkunft und in unterschiedlichsten Wohnformen zusammenleben.
In meiner Runde diskutierten drei Personen aus Eritrea, zwei ältere Damen aus Russland, ein Teilnehmer aus der Türkei, eine echte Ulmerin und zwei Damen aus der Pfalz. Einig waren sich zunächst alle, dass es sich in Wiblingen sehr gut leben lässt. Langsam kristallisierte sich aber heraus, dass es nicht leicht war, in der neuen Umgebung angenommen zu werden und schwer war sich anzupassen.
Ein Herr aus Eritrea erzählte, dass er in der Anfangszeit sich abends immer mit Freunden aus seinem Land am Bahnhof getroffen hat, um wenigstens hier ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu erleben und über die ferne Heimat zu reden. „Es dauerte lange bis ich mich eingewöhnt und akzeptiert fühlte“ berichtete der ehemalige Lehrer, der zunächst lange in Italien lebte, dort nicht richtig Fuß fassen konnte und schließlich zu einem Onkel nach Ulm kam.
Die beiden Damen aus Russland erinnerten sich an die gemütlichen Abende in ihrer früheren Heimat, wenn die Nachbarn und die Hausmitbewohner sich vor den Häusern auf den Bänken trafen und lange über das Tagesgeschehen plauderten. „Hier gibt es ja leider keine Bänke vor den Häusern“, bemängelten die Seniorinnen ein bisschen wehmütig. Trotzdem haben sie viele neue Freunde hier gefunden und betrachten, nach mehreren Umzügen, Wiblingen als den besten Stadtteil von Ulm.
Eine Pfälzerin hatte beim Einleben in Ulm große Probleme, sich an die schwäbischen Traditionen zu gewöhnen, die Kehrwoche, die uneinsehbaren und schwer zugänglichen Wohnungen und Häuser, die große Zurückhaltung der Menschen Fremden gegenüber, bis sie merkte, dass man auf die Nachbarn zugehen muss, um langsam ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Türen gingen plötzlich von alleine auf.
Keine Probleme mit Fremden hatte ihrerseits die eingeborene Ulmerin. Ihre Neugierde auf andere Kulturen und neue Bekanntschaften treibt sie ständig um. Sie besucht alle Veranstaltungen, die ihr Blickfeld auf andere Länder erweitern. So ist sie auch zu uns gelangt.
Der türkische Teilnehmer lebt seit seiner Kindheit in Ulm und fühlt sich fast als Deutscher, seine türkischen Wurzeln möchte er aber keinesfalls verleugnen. Er ist dafür, dass Einwanderer unbedingt ihre Muttersprache und Traditionen weiter pflegen. Dem schlossen sich auch die eritreischen Tischgäste vollkommen an.
Schließlich entstand die großartige Idee, ein internationales Fest für den ganzen Stadtteil zu organisieren. Drei Personen waren gleich bereit in einem Festausschuss mitzuwirken. Was könnte besser das Zusammenleben von so vielen Ethnien und Kulturen in einem Stadtteil stärken?
Weitere Themen:
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Was trennt uns, was haben wir gemeinsam
Was nehme ich in meinem realen und geistigen Koffer mit, und was bringe ich mit.
Kleine Texte zur interkulturellen Erfahrung und Beobachtung
Migranten
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Gitti, ich denke, für dich ist die Aufgabe besonders leicht zu bewältigen, ihr seid in eurem Stadtteil 80 verschiedene Nationen! Bin gespannt…
Wie viele Nationen sind in eurer „Oase 65“ vertreten?
Sind das hauptsächlich Migrant/-innen aus nicht-europäischen Ländern oder auch quer durch Europa?
Und in der Hausaufgabenhilfe?
Liebe Carmen,
Leider haben wir nicht sehr viele Vereinsmitglieder in der Oase (15 -20). An einem Beitrag sparen die Leute. Sie kommen lieber als Besucher bei Veranstaltungen. Zum Erzählcafé ist es unterschiedlich, mal überwiegen die russischen Einwanderer, mal sind es die türkischen und eritreischen.
Bei der Migranten-Fotoausstellung waren Portaits von Wiblinger Migranten aus 20 verschiedenen Ländern ausgestellt. Ich habe einen großen Teil der Bilder in meinem Blog „Fotoausstellung“. Vielleicht eignet sich der Text auch für „Europa um die Ecke“.
Zur Hausaufgabenbetreuung kommen Kinder von ungefähr 7 oder 8 verschiedenen Nationalitäten, aber meistens aus Asien oder aus Afrika, manchmal auch ehemaliges Jugoslawien. Ich soll jetzt für die Wiblinger Stadtteilzeitung einen Artikel darüber bringen, der kann etwas verändert dann auch ins „possible Europe“, denke ich.
Danke für den Bericht. Ist ja super, dass daraus die Idee eines internationalen Fests geworden ist und sich sogar schon ein Festausschuss gebildet hat
Liebe Gitti, ich sehe keien Eintrag von heute. Du schreibst , dass Ihr Seiten eingerichtet habt? Erdmute
Liebe Erdmute,
heute haben wir Unterseiten zu den Themen angelegt, die nach dem obigen Artikel erscheinen. „Einkaufen“ „Essen“ „Nachbarn“ „Urlaub“ Wenn man auf ein Thema klickt erscheint der Text dazu. Die Texte sind aber noch nicht ausgearbeitet. Wir hatten heute keine Zeit dazu.
Gitti